90 Jahre organisiertes Sportangeln in Neubrandenburg

Die Zeit des organisierten Angelns in Neubrandenburg von 1924 bis 2014 war hinreichender Anlass, um am Nikolaustag den 06. Dezember 2014 den 90-igsten Vereinsgeburtstag im Rahmen einer Festveranstaltung würdig zu begehen.
Zur Geburtstagsparty waren im Hotel Am Ring in der Vier Tore Stadt ca. 70 Vereins-und Ehrenmitglieder sowie Ehrengäste erschienen.
Der 1. Vorsitzende des Anglervereins Neubrandenburg e.V., Ingo Bruger, begrüßte in seiner Festrede alle Anwesenden, insbesondere die Ehrengäste, ganz herzlich.
In seiner Rede ließ der 1. Vorsitzende des Anglervereins die sehr wechselvolle 90 jährige Entwicklungsgeschichte, die vor allem der Zeit geschuldet ist, Revue passieren. Er drückte seinen Stolz über all das Erreichte aus und dankte allen Vereinsmitgliedern für ihre geleistete ehrenamtliche Tätigkeit. Den Behörden und Institutionen, die mit ihrem Wirken das Angel-fischen unterstützt haben, wurde Dank gesagt.
Wie bei einer Geburtstagsfeier üblich, gab es auch Geschenke für den Jubilar. Seitens des benachbarten Anglervereins Neustrelitz und des Landesanglerverbandes, der leider nicht vertreten war, erhielt der Verein Aalaktien im Wert von 25,00 Euro bzw. 100,00 Euro.
Für allen Partyteilnehmer war es ein Highlight, dass der 1. Vorsitzende Ingo Bruger einige Auszeichnungen vornehmen konnte.
Für ihr verdienstvolles Wirken um die Angelfischerei und die gute Zusammenarbeit mit dem LAV und unserem Verein wurden die Ehrengäste Herr Norbert Kahlfuss, Präsident d. Landesfischereiverbandes und d. Verbandes d. Kutter-und Küstenfischer, und Herr Ulrich Paetsch, Präsident d. Verbandes d. Binnenfischer, mit der Ehrennadel des Anglervereins in Gold geehrt. Herr Torsten Zell, Vorsitzender d. Kreisangelvereins Neustrelitz, erhielt die Ehrennadel in Silber.
Mit dem Schlusswort des 1. Vorsitzenden des Anglervereins Neubrandenburg und einem delikaten Mittagessen endete die Festveranstaltung.
Als sehr angenehm und insgesamt gelungen wurde die Veranstaltung von allen Beteiligten auch in dem Gedanken empfunden, dass es bis zum 99-igsten im Jahre 2023 gar nicht mehr so weit ist.

   

   

    



 85 Jahre organisiertes Angeln in Neubrandenburg

Ingo Bruger, 1. Vorsitzender, 5. Dezember 2009 (gekürzt)

Am 5. Dezember 2009 beging der Anglerverein Neubrandenburg e.V. den 85. Jahrestag des organisierten Angelns in Neubrandenburg. Auf Einladung des Vereinsvorstandes trafen sich an diesem Tage der Vorstand, die Ehrenmitglieder und die aktivsten Vereinsmitglieder zu einer Feierstunde im Anglerheim in der Lessingstraße 10.
Leider konnten auf Grund anderweitiger Verpflichtungen die Ehrengäste des Landesanglerverbandes MV und des Verbandes Deutscher Sportfischer (VDSF) nicht an dieser Veranstaltung teilnehmen.
Auf den Tag genau vor 85 Jahren trafen sich engagierte Angler im Neubrandenburger Konzerthaus und gründeten den ersten Angelsportverein mit 14 Mitgliedern.
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[Seitdem haben wir viele] Probleme gemeistert. Nach unserem Wahlspruch: Anglerverein Neubrandenburg ohne Stadt geht nicht, aber Neubrandenburg ohne Anglerverein ist undenkbar!
Getragen von den vielfältigen Aktivitäten und der ehrenamtlichen Tätigkeit vieler Vereinsmitglieder konnte eine gute Atmosphäre geschaffen und das Vereinsleben gefördert werden. Dadurch stieg die Zahl der Mitglieder wieder auf fast 800 an, und es werden mehr.
Wir Neubrandenburger Angler haben das Vermächtnis der Gründer des ersten Angelsportvereins verstanden und zu wahren gewusst. Das soll auch in Zukunft so bleiben! Und wir freuen uns auf die bevorstehende Vereinigung von VDSF und DAV, wodurch alle Angler Deutschlands in einem Verband vereint sein werden.
Mit einem gemeinsamen Mittagessen, einem kleinen Umtrunk und vielen guten Gesprächen (darunter natürlich auch Anglerlatein) war der 85. Jahrestag des organisierten Angelns in Neubrandenburg ein Tag, der uns als Verein optimistisch in die Zukunft blicken lässt.

Petri Heil

Feierstunde Festansprache Umtrunk

80 Jahre organisiertes Angeln in Neubrandenburg

Carsten Meißner, Dezember 2004

Am 5. Dezember 1924 wurde in Neubrandenburg auf Anregung des Mecklenburgischen Anglerbundes ein Zweigverein gegründet. Es entstand der Neubrandenburger-Sport-Angler-Verein. Diesem gehörten anfangs nur 14 begeisterte Angelfreunde an. Erster Vorsitzender des Vereins wurde Studienrat Dr. Hingst. Als Schriftenführer wurde Fritz Schultz und als Kassierer der Versicherungsbeamte Daedelow gewählt. Viele Dokumente wie zum Beispiel die Gründungsurkunde (Bild links) sind aus der damaligen Zeit noch gut erhalten geblieben.
Drei Jahre nach der Gründung war die Mitgliederzahl am 1. Januar 1927 bereits auf 35 Angelfreunde angestiegen. In dieser Zeit entstanden auch Bootsstege am Tollensesee und eine Schutzhütte in Gatsch-Eck. Wie so oft in der Geschichte von Vereinen waren es nicht die finanziellen Beiträge der Mitglieder, sondern der Enthusiasmus und die ehrenamtliche Tätigkeit einiger weniger Männer, die für die Entwicklung und den Fortbestand unseres Vereins entscheidend waren. Kontinuierlich stieg die Mitgliederzahl und mit 272 erreichte sie im Jahre 1939 ihren vorläufigen Höhepunkt.

Gründungsurkunde Zeitungsbericht Gründung Mitglieder 1928 Presse 1930

Der zweite Weltkrieg hinterließ auch im Anglerverein grausame Spuren. Viele Mitglieder mussten zum Kriegsdienst und so sank der Mitgliederbestand auf 116 im Jahre 1945. Durch den Krieg waren auch Vereinsheim, Boots- und Angelstege zerstört oder niedergebrannt worden. So stellte sich damals für die übrig gebliebenen Mitglieder die Frage nach der Wiederbelebung des Vereins.
Mit der Gründung der DDR und des Deutschen Anglerverbandes als einheitliche Organisation aller Angelsportler in der DDR am 13.Mai 1954 veränderten sich auch die Bedingungen für den Angelsport in unserer Stadt. Im Jahre 1961 hatte unser Verein bereits eine Stärke von über 800 Mitgliedern. In dieser Zeit entstanden viele Vermögenswerte wie u.a. vereinseigene Boote und Bootsschuppen. Dazu gehörte auch das aus Mitgliedsbeiträgen finanzierte schöne Anglerheim. Arbeitseinsätze zur Pflege und Hege unserer Gewässer; die Verschönerung des Anlagen des Vereins standen auf der Tagesordnung. Gewässer wurden in persönliche Pflege der Vereinsgruppen genommen. Zur Belebung des Wettkampf-, Freizeit- und Erholungssports wurden Pokale ausgeschrieben, Freundschaftsvergleiche mit anderen Vereinen nicht nur auf nationaler, sondern auch auf internationaler Ebene durchgeführt. Permanent stieg auch die Anzahl der Vereinsgruppen und Mitgliederstärke erreichte mit 4500 ihren Höhepunkt. Das Angeln war ja auch für jedermann erschwinglich, denn der Jahresbeitrag lag bei 12 Mark und für weitere 10 Mark konnte man in Tausenden Gewässern seinem Hobby nachgehen.
Mit der Wende 1989 entstand eine völlig neue Situation für den Anglerverband und auch für unseren Verein. Durch die Auflösung der gesellschaftlichen Institutionen, der Nationalen Volksarmee, der Betriebe verbunden mit dem Weggang vieler Menschen in die Altbundesländer lösten sich auch viele Betriebsgruppen auf. So sank die Mitgliederzahl in kurzer Zeit auf 1500.
In einem engen Kreis von Mitgliedern des Kreisfachausschusses Neubrandenburg des Deutschen Anglerverbandes wurde der Beschluss gefasst, den bestehenden Kreisfachausschuss aufzulösen und den Anglerverein Neubrandenburg e.V. zu gründen. Diese Eintragung des Anglervereins Neubrandenburg e.V. erfolgte am 24.August 1990 unter der Registriernummer 210 beim Amtsgericht Neubrandenburg. Unser Verein ist seither auch Mitglied im Landesangerverband Mecklenburg Vorpommern unter dem Dachverband VDSF. Auch nach der Wende gab es in einem völlig neuen Umfeld viele Probleme zu lösen. Eines war zum Beispiel der stetige Rückgang der Mitgliederzahl. Viele Angelfreunde mussten aus Neubrandenburg wegziehen weil sie keine Arbeit mehr hatten und auch viele konnten sich ihr Hobby einfach nicht mehr leisten. Andere die auswärts Arbeit fanden haben einfach nicht mehr die Zeit Angeln zu gehen. So hat sich unser Mitgliederbestand auf etwa 700 eingepegelt.
80 Jahre Angeln in Neubrandenburg, das ist eine Zeit mit Höhen und Tiefen, aber wir sind überzeugt, dass unser Verein auch die nächsten 80 Jahre eine Heimat für die Neubrandenburger Angler sein wird.


Der Angelsport auf dem Tollensesee

Fritz Schulz
(„Neubrandenburg und Umgebung“, S. 45ff, Hrsg. Verkehrs-Verein Neubrandenburg, Druck Buchdruckerei Gustav Feller Neubrandenburg, vermutlich 1926)

Abendstimmung am TollenseseeSpät beginnt der Angelsport auf dem Tollensesee. Wenn der Holunderstrauch blüht und die Heckenrosen duften, die Sonne sich dem Gestirn des Hundes nähert und ihre sengenden Strahlen mehrere Tage lang über dem stillen Wasser brütende Hitze erzeugen und Schichten erwärmten Wassers in die Tiefen strömen – und wenn dann im Süden und Westen sich Gewitterwolken auftürmen und es in schwülen Nächten wetterleuchtet, blitz und kracht – dann erst, ja dann erst steigen die Barsche und Plötzen aus den geheimnisvollen Gründen des Sees, von denen keiner weiß, was sie bergen, empor und sammeln sich in den flacheren Buchten des Geleges; die Plötzen meist in der Nähe des Ufers zwischen Rohr, Grasbüscheln und Binsen, die Barsche weiter in den See hinein, an den Uferbänken, wo aus dem tonigen oder kalkigen Untergrunde bald das dichte „Barschkraut“ emporschießt.
In so großen Schwärmen stellen sich dann die Fische ein, daß dem Angler im kleinen Boot unheimlich zu Mute wird, wenn er z. B. beim „Chimborasso“ oder beim „Gatscher Eck“ in einen solchen Zug von Plötzen hineingerät, die sich an der Oberfläche sonnen, fast ohne Aufhören durch das Schilf eilen und mit lautem Aufklatschen in die Tiefe fahren, wenn man sich zu sehr bemerkbar macht.
Wie mancher Neuling wurde schon von grenzenlosem Erstaunen ergriffen, wenn er einen Riesenbarschzug sah. Er sieht und kann es kaum fassen, in weitem Umkreis Fisch bei Fisch, rings um das Boot ist das Wasser belebt: In den oberen und unteren Wasserschichten nichts als Barsche.
Jetzt schießen sie wie auf Kommando pfeilschnell dahin, mit einem Ruck halten sie plötzlich an, um geraume Zeit wieder unbeweglich zu verweilen! Nur ein leichtes Spielen der Flossen erblickt man im Glas.
Hebt man ein Ruder, so ist mit einem Male der Spuk verschwunden! Aber rührt man sich nicht, kommen die Fische langsam wieder heran.
Und wem dann erst gar das seltene Glück wurde, zur Laichzeit die großen Züge schwerer Bleie zu schauen, wie sich Flosse an Flosse aus dem Wasser hebt und es zwischen den Binsen im seichten Wasser von Fischen wimmelt – der kommt aus dem Staunen gar nicht heraus.
Unendlich groß ist der Fischreichtum des Sees, doch spendet er davon nur zu seiner Zeit und dem Glücklichen, dem er wohl will, sei es Fischer oder Angler. Da kommt es vor, wenn erstere einen solchen Zug Bleie umstellen, dass sie ihn kaum bewältigen können und 100 Zentner abfahren. Da fangen die Berufshechtangler in wenigen Tagen eine Menge schwerer Hechte, und dann ist alles aus, da bringen sie als Wochenergebnis nur wenige Pfund, und der geringe Ertrag der Wade deckt lange Zeit nicht die Betriebskosten. Da blüht einem Anglersonntagskind an einem Tage ein überreiches Glück (ich wag’ es nicht, die Pfundzahl zu nennen), und am nächsten Tage sucht er den Erfolg vergeblich.
Noch ist die Meisterschaft im sportgemäßen Angeln auf unserem See nicht vergeben, noch sind die Geheimnisse der Tollense nicht gelüftet. Noch wird im allgemeinen nur im Sommer im See geangelt. Wer von den Sportanglern unternimmt es, auch im Frühjahr, Herbst und Winter, auf den See zu fahren, Wind und Wellen zu trotzen, sich zu verankern und mit langer starker Schnur den Hecht und den Barsch zu fangen?
Meistens finden sich zu Beginn der Angelzeit die Barsche bei der „krausen Eiche“ zwischen Jakobis Gasthaus und dem Buchort ein. Doch halten sich die Scharen nicht sehr lange an einer Stelle, sie verteilen sich in den einzelnen Buchten. Dann muss der Angler hinausfahren und die Fische suchen, beobachten oder erfragen. Viel beangelt wird auch die Gegend beim „großen Stein“ in der Nähe der Försterei. Wer den längeren Weg nicht scheut, der suche den „Barschberg“ in der Nähe der sagenumwobenen Fischerinsel auf. Dieser wird von kundigen Anglern als das Eldorado der Fangplätze bezeichnet. Doch auch auf der Nemerower Seite mag der Sportfreund sein Heil versuchen, bei „Augustabad“, dem „Aussichtsturm“, der „alten Tannenkrugbrücke“ oder in der Bucht beim „Chimborasso“, dicht vor dem Orte Klein-Nemerow. Groß ist der See und reich an Fischen, er hat Raum für viele. Petri Heil!

Die Erlaubnis zum Angeln erteilt der Stadtfischer gegen Erwerb einer Angelkarte, doch gilt dieselbe einstweilen nur für das „gewöhnliche Angeln mit der Barschangel“. Hechtangeln sowohl mit dem Köderfisch als auch mit dem Blinker (Darren) erfordern besondere Vereinbarung mit dem Fischereipächter.